THE SADNESS | Pandemiewahnsinn uncut!

Regisseur und Drehbuchautor Rob Jabbaz denkt das Scheitern einer Pandemiebekämpfung als ultrabrutalen Zombiefilm weiter und liefert ein Stück Extremkino, das jede Schmerzgrenze hinter sich lässt. THE SADNESS ist modernes Genrekino aus Taiwan – ungekürzt und unzensiert.

.INHALT.

Nach einem Jahr der Pandemiebekämpfung lässt die frustrierte taiwanesische Bevölkerung die gesundheitlichen Vorsichtsmaßnahmen der Regierung zunehmend außer Acht. Der perfekte Zeitpunkt für das bislang eher ungefährliche Alvin-Virus, zu mutieren und als unaufhaltsame Seuche im ganzen Land zu wüten. Wer infiziert wird, fühlt sich dazu gezwungen, die grausamsten Dinge zu tun: Mord, Folter und Verstümmelung sind dabei erst der Anfang. Ein junges Paar wird bis an die Grenzen seiner Kräfte getrieben, als es inmitten des Chaos versucht, einander wiederzufinden. Wahnsinn und Gewalt beherrschen die Straßen – die Zeit von Zivilisation und Ordnung ist vorbei.

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.KRITIK.

Wer erinnert sich noch an Danny Boyles 28 Days Later? Das sogenannte Rage-Virus legt Großbritannien lahm und revolutioniert in meinen Augen das Zombiegenre. Statt dem unaufhaltsamen Drang zu fressen zu folgen, geht es bei den Infizierten allein darum, alles Lebende zu töten. Schnell, aggressiv und blutrünstig ist ihr Vorgehen und für die Überlebenden nahezu unmöglich zu überleben. Doch eine kleine Gruppe schafft es bis zum bitteren Ende. Boyle erzählt konsequent und – bedingt durch eine exzellente Kameraarbeit – ein meisterhaftes Spektakel. Beklemmend und realer als manch anderer Zombiefilm. Denn nicht die Untoten jagen dich quer durch Großbritannien, sondern Menschen, infiziert von hochkonzentriertem Bösen. Die Geschichte war so ansprechend, dass sie sogar eine sehr ansehnliche Fortsetzung mit sich brachte.

Doch warum erzähle ich das Ganze? Der taiwanesische Film THE SADNESS wandelt auf ähnlichen, authentischen Spuren. In Zeiten von Corona scheint eine Infektion durch einen lebensverändernden Virus nicht abwegig. Doch verträgt sich die Art von Filmen mit unserer aktuellen Zeit? Durchaus! The Sadness geht einen trotz wiederkehrender Elemente des Horrorgenres, eigene Wege – unbarmherzig und brutal. Rob Jabbaz erzählt eine Welt, die eigentlich alles unter Kontrolle zu haben scheint, aber eine Unaufmerksamkeit und Unvernunft sorgt schließlich für das endlos erscheinende Chaos. The Sadness ist abwechslungsreiches Genrekino – spannend bis zum Schluss. Knapp 100 Minuten sieht sich der Zuschauer einer unwirklichen Wirklichkeit ausgesetzt. Terror, Angst und Stress, die sich durch den Körper fressen. Die “Zombies”, wenn man sie so bezeichnen mag, sind seelenlose Geschöpfe. Verstümmeln, foltern, morden – die Infizierten sind enorm kreativ darin, dich zu töten. Das ist unangenehm, aber bei Weitem nicht so radikal, wie es in den letzten Wochen in der Berichterstattung so freudig angeteasert wurde. Viel passiert auch abseits der Kamera. Der eigentliche Horror entsteht dabei nicht selten in unserem Kopf. Doch dieser Mix, die rasante Erzählung und die unbarmherzige Konsequenz machen The Sadness zu einem Erlebnis. Es rütteln gewaltig an der Substanz und verleiht in der Pandemie dem Zombietum einen neuartigen Touch. Gute Effekte und ein ordentliches Erzähltempo sind da sehr förderlich.

.FAZIT.

Was für ein Film! Es ist nicht alles nur Blut, was spritzt. The Sadness macht viel richtig und bringt eine erfrischende Note in die Zombiewelt. Es fehlt einzig an Tiefgang, um eine tatsächlich fast perfekten Hit zu landen. So bleibt ein Eindruck, aber auch ein bleibender Eindruck?



OriginaltitelKu bei
Produktionsland/-jahrTaiwan 2021
Laufzeit99 min
GenreHorror
RegieRob Jabbaz
DrehbuchRob Jabbaz
KameraJie-Li Bai
Kinostart3. Februar 2022
Home Entertainment
Verleihcapelight pictures