TIGER & DRAGON | Martial Arts trifft auf Poesie

TIGER & DRAGON wurde mit zehn Oscar®-Nominierungen geehrt und mit vier der begehrten Trophäen ausgezeichnet. Der chinesisch-taiwanische Film über eine junge chinesische Kriegerin basiert auf dem vierten Band des fünfteiligen Romans „Kranich und Eisen“ von Autor Wang Dulu. Gedreht wurde spektakulär und aufwendig an Originalschauplätzen in ganz China. Nun nach mehr als über 20 Jahren entführt Ang Lees romantisches Epos noch einmal in eine mystische Welt der Martial-Arts-Helden.

.INHALT.

400 Jahre alt ist das wertvolle Schwert, das den beiden Martial-Arts-Kriegern Li Mu Bai (Chow Yun Fat) und Yu Shu Lien (Michelle Yeoh) gestohlen wird. Nach einer atemberaubenden Verfolgungsjagd quer über die Dächer findet Lien heraus, wer der maskierte Dieb ist: Jen (Ziyi Zhang), die schöne, wilde Gouverneurs-Tochter bewundert seit langem das freie und unabhängige Leben der Schwertkämpfer. Mit der legendären Waffe will sich Jen ein freies Leben erkämpfen und damit einer von ihrer Familie arrangierten Zwangsheirat entgehen. Die Kampftechnik der Martial-Arts-Krieger beherrscht sie schon seit langem im Geheimen. Was Jen aber nicht weiß: ihre Lehrmeisterin Jade Fox (Cheng Pei-Pei) ist eine raffinierte und langgesuchte Mörderin. Und mit dieser hat Li Mu Bai noch eine uralte Rechnung offen …

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.KRITIK.

Ang Lee – Träumer, Visionär, Filmemacher mit Weit- und Kurzsicht. Es ist erstaunlich. Ang Lee fabriziert Meisterwerk, aber ebenso auch Kassenflops. Allein zwischen zwischen TIGER & DRAGON und Hulk liegen nur drei Jahre und ein einziger Werbefilm für eine Automarke. Schöpferisch größere Lücken gibt es kaum woanders zu sehen. Ang Lee ist aber einer, der sich nicht verbiegt, der versucht und sich dabei treu bleibt. Mit Abstand gehört aber Tiger & Dragon zu meinen liebsten Lee-Filmen.

Im Fokus steht eine tragische Liebesgeschichte, die Lee in ein Martial Arts-Märchen verpackt. Zudem legt er viel Wert auf Charakterzeichnungen. So lernen wir auch auf dem zweiten Blick eine ungestüme Frau kennen, die auf der Suche nach sich selbst ist. Der Disput zwischen Familie und persönlicher Freiheit zerren an der Frau und so ergießt sich diese Identitätsfindung zusätzlich über diese magische Inszenierung. Lee hat ein Gespür für Menschen und Geschichten. Sein Feingefühl, seine Empathie und seine Leidenschaft für die eigenen Figuren sieht man in jeder Szene. Hier wird nicht schnell schnell alles abgedreht. Es gibt stets Raum zur inhaltlichen und charakterlichen Entfaltung. Und das alles immer im Kontext chinesischer Werte und Traditionen.

Jedes Bild gleicht einem Gemälde. Lees Sinn für Bildsprache ist wahrlich famos und entspricht ganz seiner Mentalität. Er zaubert und entpuppt sich dabei sogar als Poet. Eigentlich war ich nie ein sonderlich großer Fan der Filme aus Fernost, doch mit der Zeit reifen sie wie ein guter Wein. Sie werden besser, ansprechender und zeigen, was schon damals möglich war. Und so hat mich Tiger & Dragon mehr und mehr abgeholt. Wenngleich ich diese akrobatischen Tanz-Flug-Kampf-Einlagen noch immer grenzwertig lächerlich finde (persönliches Empfinden), so verstehe ich sie heute besser.

Nach wie vor ist Ang Lees mehrfach ausgezeichnetes Werk kein Film für jeden und schon gar kein Film für Zwischendurch. Es braucht Zeit, Geduld und liebe für dieses Genre. Ist man ein Fan von Tanzkämpfen, Liebe und Action, so hat man hier den richtigen Mix für sich gefunden. Zudem sollte man vielleicht selbst ein kleiner Träumer sein, dann ist es noch besser.

.FAZIT.

Martial Arts, Poesie, Action – Ang Lee mixt und gewinnt mit einem beeindruckenden Film. Mit Tiger & Dragon setzte der Regisseur neue Maßstäbe und heimste gleich vier begehrte Goldjungen ein. Heute gilt Tiger & Dragon als Meisterwerk und Meilenstein für ein ganzes Genre, dass es heutzutage in dieser Intensität nicht mehr gibt.



OriginaltitelWo hu cang long
Produktionsland/-jahrChina, Taiwan, USA, Hongkong 2022
Laufzeit120 min
GenreAction, Abenteuer, Drama
RegieAng Lee
DrehbuchHui-Ling Wang, James Schamus, Kuo Jung Tsai
KameraPeter Pau
Kinostart11. Januar 2001
Home Entertainment1. Mai 2005
VerleihSTUDIOCANAL / Arthaus