Filmemacher und Autor Alex Garland hat sich schon immer für außergewöhnliche Geschichten begeistert, die Menschen in extremen Situationen zeigen. Mit MEN – WAS DICH SUCHT, WIRD DICH FINDEN stellt er nach Ausflügen in das Sci-Fi-Genre nun einen visionären Horrorfilm vor, der erneut von persönlichen Abgründen erzählt.
.INHALT.
Nach einem traumatischen Erlebnis fährt Harper (Jessie Buckley) allein in die idyllische englische Landschaft, um dort Ruhe und Erholung zu finden. In der dörflichen Abgeschiedenheit trifft sie auf eine sonderbare Herrenrunde, die sie gastfreundlich, aber mit schrägen Untertönen aufnimmt. Doch jemand scheint Harper zu verfolgen, ihr aus den umliegenden Wäldern aufzulauern. Aus Harpers Unbehagen entwickelt sich ein grimmiger Alptraum, genährt von ihren Erinnerungen und ihren dunkelsten Ängsten….
.KRITIK.
Alex Garland, ein neumodischer Visionär. Statt am Fließband sein Können zur Schau zu stellen, widmet sich der britische Filmemacher, und Schriftsteller nur ausgewählten Stoffen. Hat er bereits Anfang der 2000er als Drehbuchautor an der Seite von Danny Boyle bei 28 Days later und Sunshine erste Duftmarken setzen können, ist er spätestens bei seinem Autorenfilm und Debüt Ex Machina weltweit einem großen Publikum bekannt. Mit diesem Film bewies Garland nicht nur sein Geschick mit Menschen und Handlung, er unterstrich auch seine Ambitionen, Filme aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Gerade thematisch stieß Garland in unbekanntes Land vor. Bei so war es die Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz und der Bedeutung des Lebens. Beim Netflix-Hit Auslöschung schlug er vor allem visuell nochmal einen drauf. Es ist das Zusammenspiel aus Bildsprache und Geschichte, welches für einen bleibenden Eindruck sorgt.
Mit MEN – WAS DICH SUCHT, WIRD DICH FINDEN wirkt es fast so, als kehre Garland zurück zu seinen Wurzeln. Wir verlassen das Sci-fi-Metier und erobern die englische Idylle. Doch das mag auf dem Papier ein Rückschritt sein, aber der Film selbst ist das nicht. Wieder sind es die Menschen, Bilder und Emotionen, die damit einhergehen, die für die Faszination sorgen. Dabei setzt sich Garland ganz offensiv mit der toxischen Männlichkeit auereinander. Zumindest es ist keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern ein Horror-Momentum. Eine Frau, gebeutelt vom Leben, hat ihren geliebten Mann verloren und versucht an einem unschuldigen Ort fernab der pulsierenden und lauten Großstadt wieder zu sich selbst zu finden. Doch die Bedrohung lauert ihr bereits auf. Sie muss erkennen, Männer sind nicht gleich Männer. Der Film baut bis zum Schluss eine unfassbar beklemmende Atmosphäre auf. Krönt seine Handlung mit traumhaften Aufnahmen und untermauert, wie allein Harper tatsächlich ist. Der Zufluchtsort wird zum Ort eines unausgewogenen Überlebenskampfes.
Denn: so gut und klassisch Garland seinen Horrorthriller konstruiert, so verloren wirkt er leider am Ende. Zu undurchsichtig und wirr scheint das Finale jegliche aufgebaute Spannung ohne Sinn zu verpulvern. Warum Garland hier auf die letzte Konsequenz verzichtet hat, bleibt sein Geheimnis. So verliert der Film am Ende an Drive und Dynamik, wenngleich er im Gesamten ein toller Film nach typischen Gewichtspunkten eines Gruselfilms abläuft, aber durch Garland auch gewisse Erweiterungen erfahren hat. So treffen inhaltliche Schwächen auf eine optische Sinfonie.
.FAZIT.
Garland ist ein Man außergewöhnliche Geschichten, eindrucksvoller Stimmungen und Momentaufnahmen. Mit Men – Was dich sucht, wird dich finden macht der Filmemacher allerdings eher einen Satz zurück als nach vorne. Es mangelt an einer klaren Linien, dafür wirkt im letzten Drittel alles zu überhastet und nicht außerzählt. Das nimmt ihn viel Butter vom Brot, nichtsdestotrotz ist es ein überdurchschnittliches Werk mit klassischem Horror und schönen Thrill. Die Darsteller, allen voran Jessie Buckley sind unfassbar gut.
Originaltitel | Men |
Produktionsland/-jahr | Großbritannien, USA 2022 |
Laufzeit | 100 min |
Genre | Drama, Fantasy, Horror |
Regie | Alex Garland |
Drehbuch | Alex Garland |
Kamera | George A. Romero |
Kino | 21. Juli 2022 |
Home Entertainment | 27. Oktober 2022 |
Verleih | PLAION PICTURES |