The Tree of LIfe

THE TREE OF LIFE | Zwischen menschlichem Dasein und Fragezeichen

Mit einem Bibel­zitat aus dem Buch Hiob wird gleich zu Beginn ein Refe­renz­rahmen gesetzt, der zum einen die Schöpfung der Welt durch Gott und zum anderen das exem­pla­ri­sche mensch­liche Leiden in der Person Hiobs thema­ti­siert. Beide Aspekte werden in THE TREE OF LIFE parallel geführt, wobei der Schwer­punkt des Erzählten aller­dings auf einem anderen Thema liegt: dem Aufwachsen und Erwach­sen­werden des Jungen Jack in der weißen Mittel­klasse-Familie O’Brien im Texas der 50er Jahre.

The Tree of LIfe

© Concorde Home Entertainment

Inhalt

Jack wächst in den 60er-Jahren im mittleren Westen der USA als ältester von drei Brüdern auf. Vordergründig scheint die Welt in Ordnung. Alles geht seinen gewohnten Gang, jeder hat seinen Platz in der Gesellschaft. Der sonntägliche Kirchgang gehört ebenso zum festen Ritual wie die gemeinsamen Mahlzeiten im Kreis der Familie. Aber der kleine Jack sieht die Risse in der Fassade. Wie seine Mutter (Jessica Chastain) hat er die Fähigkeit, mit der Seele zu sehen und dadurch Liebe und Empathie zu entwickeln. Sein Vater (Brad Pitt) hingegen predigt dem Kind, unnachgiebig für die eigenen Interessen zu kämpfen. Er will ihn stärken für das „richtige, feindliche Leben“. Jack ist hin- und hergerissen zwischen seinen Eltern und ihren Idealen. Als er im Laufe seiner Kindheit mit Krankheit, Leid und Tod konfrontiert wird, verdüstert sich seine heile Kinderwelt und erscheint ihm immer mehr als undurchdringliches Labyrinth. In der modernen Welt fühlt sich der erwachsene Jack (Sean Penn) als verlorene Seele, ständig auf der Suche nach dem großen Plan, der im Wandel der Zeit unveränderbar bleibt und in dem jeder seinen festen Platz hat. Ein tiefgreifendes Ereignis führt ihn schließlich zu einer wunderbaren Erkenntnis…

Kritik

Terrence Malick brachte zuletzt 2005 sein Drama The New World in die Kinos. Seitdem arbeitete er intensiv an THE TREE OF LIFE, das 2011 das Licht der Kinoleinwand erblickte und schon lange vor Kinostart für Aufsehen sorgte. Aufsehen, weil Terrence Malick – ein Freigeist der Filmkunst – endlich wieder einen neuen Film gedreht hat und mit Brad Pitt und Sean Penn zwei große Namen in vorderster Front nennt. Die Schauspieler, wenn sie in Erscheinung treten, sind bis in die kleinsten Rollen penibel durchdacht und lassen keine Wünsche nach anspruchsvollen Darstellungen offen. Brad Pitt ist als autoritärer, aber instabiler Vater grandios und auch Jessica Chastain als seine Frau brilliert als softe und fragile Mutter, die nur das beste für ihre Jungs einfordert. Ihre drei Söhne werden von drei unberührten neuen Gesichtern gespielt, die allesamt unglaublich echt sind. Dabei stechen vor allem Hunter McCracken und Tye Sheridan heraus, die authentische und ergreifende Leistungen liefern. Die Geschichte ist neben den großartigen Schauspielern jedoch eher „speziell“ und wird für den einen oder anderen schwer zu verdauen sein. Malick gelingt es, ein kunstvoll gestaltetes Familiendrama zu inszenieren, das vom Leben erzählt und auf wichtige Dinge in unserem philosophisch-spirituellen Dasein aufmerksam machen will. Alles gute Ansätze und kreative Ideen, die Malick hier visuell beeindruckend umsetzte. Das alles ist jedoch nichts wert, wenn man sich als Zuschauer unnötiger Weise durch 138 Minuten quälen muss, in der Hoffnung, dass endlich etwas geschieht oder es möge bald sein Ende finden. Genau dies tut man bei dem Gewinner der ‚Goldenen Palme von Cannes‘ nämlich durchweg. Denn diese Langatmigkeit und Form der Erzählung schmeckt leider nicht jeden. Der Wunsch des Zuschauers besteht aus zwei Punkten: Verstehen oder Unterhaltung. Mindestens einer dieser beiden Punkte muss für eine erfolgreiche Produktion gegeben sein, sonst hat man das Ziel verfehlt. Sicher ist The Tree of Life durch die Bank weg ein anspruchsvoller Film mit Tiefgang, doch erreicht er mit diesen Tiefgang nicht jeden und bleibt ein harter Brocken wenn es um Langatmigkeit, Inszenierung und Bildgestaltung geht.

Fazit: Ein Kunstwerk – das nur Liebhaber erfreuen wird, doch durch seine Eigenwilligkeit den einen oder anderen in seinen Bann ziehen wird.

FSK ab 12 (grün)Originaltitel:           The Tree of Life 
Produktionsland/-jahr:   US 2011
Laufzeit:                139 min
Genre:                   Drama

Regie:                   Terrence Malick
Drehbuch:                Terrence Malick   
Kamera:                  Emmanuel Lubezki              

Verleih:                 Concorde Home Entertainment

THE TREE OF LIFE || heute, um 20:15 Uhr auf ARTE.

(Quelle: vipmagazin)

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