1991 entdeckten Alpwanderer die seit etwa 5300 Jahren im Eis konservierte Leiche eines Manns. Seitdem ranken sich Mythen und Legenden um die auf den Namen “Ötzi” getauften Männerleiche. 25 Jahre dauerte es, dem Mysterium aus dem Eis einen Film zu seiner Gesichte zu spendieren. Dabei geht Jürgen Vogel in DER MANN AUS DEM EIS an seine Grenzen als Schauspieler.

© Port au Prince Film
Inhalt
Vor über 5.000 Jahren lebt der Steinzeitmensch Kelab (Jürgen Vogel) mit seiner Familie und seinem Stamm friedlich in den in den Ötztaler Alpen. Als Anführer der Gemeinschaft ist es seine Aufgabe, sich um den heiligen Schrein der Siedlung zu kümmern. Doch als Kelab eines Tages von der Jagd wiederkehrt, muss er feststellen, dass die Siedlung überfallen wurde und der ganze Stamm mitsamt seiner Frau und seinem Sohn ermordet wurde – und noch dazu wurde das Heiligtum entwendet. Von Wut und dem Wunsch nach Rache angetrieben macht sich Kelab auf die Suche nach den Tätern. Bald nimmt er deren Spur auf, doch bei der Verfolgung ist nicht nur der erbarmungslosen Natur ausgesetzt, sondern sieht sich schließlich auch mit der existenziellen Frage konfrontiert, ob er seinen Rachegelüsten nachgeben soll…
Kritik
Etwas befremdlich wirkt es schon, Jürgen Vogel in der Rolle des künftigen “Ötzi” zu sehen. Generell wirkt die gesamte Handlung von DER MANN AUS DEM EIS wie ein Experiment. Felix Randau unternahm den Versuch, dem Mythos ein Gesicht zu geben. Einen familiären, wie auch persönlichen Hintergrund zu schaffen. Sprich, dem Mann aus dem Eis eine Identität zu verleihen. Dabei stützt er sich auf bisherige Ergebnisse der Wissenschaft, älteren und neusten Entdeckungen und Kenntnissen. Heraus kam ein bildgewaltiger Epos um einen Mann, der nur in Frieden leben wollte, doch plötzlich alles verlor – auch sein Leben. Jürgen Vogel bis an die Grenzen seiner darstellerischen Kapazitäten zu sehen, ist dankbar und anmutend zu gleich. Den deutschen Schauspieler in einer solchen Rolle beobachten zu können, verdient Anerkennung. Einerseits wird viel mit Mimik und Gestik gearbeitet. Die verwendete Ursprache, die konsequent und ernsthaft durchgezogen wird, wirkt gewöhnungsbedürftig, aber nicht lächerlich. Viel ist aber von Dialogen nicht zu hören. Der Fokus liegt allein auf Kelab und seinem Weg zur Selbstfindung und Zerfall eines stolzen Stammesführers, der alles verlor. Getrieben von Rache in sein Verderben läuft. Gerahmt wird sein Schicksal durch eine beeindruckende Kulisse, die herausragend fotografiert wurde, doch in Anbetracht des fiktionalen Urzeit-Dramas im musikalischen Kontext zu bestimmend und überspannt ausfällt. Minimalistischer wäre besser gewesen, so wirkt es am Ende arg bombastisch und für eine gefühlvolle Aufarbeitung des sensationellen Fundes von 1991 überspitzt.
Fazit: Ein Versuch, der nicht scheitert. Der Mann aus dem Eis arbeitet geschickt mit dem Mittel, die ihm zur Verfügung stehen, eine Geschichte um den Mythos “Ötzi” aufzubauen. Beeindruckend Bilder und passende, akustische Untermalung, überfrachten jedoch die Geschichte teilweise zu stark. Doch der Fokus bleibt stets auf einen dramatisch gut aufgesetzten Jürgen Vogel, der bis an seine Grenzen geht.
Originaltitel: Der Mann aus dem Eis Produktionsland/-jahr: DE/IT/AT 2017 Laufzeit: 96 min Genre: Drama Regie: Felix Randau Drehbuch: Felix Randau Kamera: Jakub Bejnarowicz Kinostart: 30. November 2017 Home Entertainment: 18. Mai 2018 Verleih: Port au Prince Film
(Quelle: Port au Prince Films)
Du musst angemeldet sein, um kommentieren zu können.