Es war eine Herzensangelegenheit für Regie-Meister Martin Scorsese, den epochalen Besteller SILENCE des japanischen Autors Shūsaku Endō auf die Leinwand zu bringen. Sage und schreibe 28 Jahre hat es gebraucht, bis der Regisseur den Film wirklich umsetzen konnte. Scorsese erfüllte sich mit seinem monumentalen Werk über Glaube und Zweifel einen langgehegten Wunsch seiner glanzvollen Karriere.

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Inhalt
Im Jahr 1638 reist der junge portugiesische Jesuit Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield) gemeinsam mit seinem Begleiter Bruder Francisco Garrpe (Adam Driver) nach Japan, um als Priester geheime Missionsarbeit zu leisten. Außerdem sollen sie dort mit Hilfe eines Übersetzers (Tadanobu Asano) dem Gerücht nachgehen, das Sebastiãos alter Lehrmeister, der berühmte Pater Cristóvão Ferreira (Liam Neeson), völlig unerwartet vom Glauben abgefallen sein soll. Im ostasiatischen Inselstaat angekommen, bietet sich ihnen ein schauderhaftes Bild. Die Christen des Landes sehen sich einer brutalen Verfolgung durch die Regierung ausgesetzt, nachdem Bauern, meist katholische Christen, auf der Shimabara-Halbinsel einen Aufstand wagten. Fortan wollen die Herrschenden ihr Reich von allen westlichen Einflüssen säubern und isolieren. Folterungen, Kreuzigungen und unmenschliche Demütigungen lassen Sebastião und Francisco immer wieder an ihrer Aufgabe verzweifeln…
Kritik
SILENCE hat 28 Jahre gebraucht. Manche Filme und die Idee samt Überzeugung, die dahinter steckt, brauchen Zeit zu reifen. Wenn der Umstand nicht gegeben ist, so lässt man ihn vorerst verweilen bis zum Moment, wo man sich seiner Sache sehr sicher ist. Silence ist in seinen Grundfesten besonders und nicht jeder kann mit so viel freischaffender Stärke eines Regisseurs anfangen. Dass der Motivator die religiösen Einflüssen sind, lässt Silence für manche Zuschauer behäbig wirken, doch ist er weitaus mehr als das. Künstlerisch wertvoll, überzeugt das Werk mit einer wichtigen Epoche der Menschheitsgeschichte: der Christen-Verfolgung im Japan des 17. Jahrhunderts. Eine schwierige Zeit mit viel Leid. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Scorseses persönliches Meisterwerk, kein Meisterwerk aller ist. Bei so viel zeitlichen und finanziellen Aufwand ist der kommerzielle Erfolg ausgeblieben. Zu unrecht! Auch meiner Sicht ist der Film komplex und zerrt an den Nerven, aber die Intensität einer ruhig Inszenierung, der Kampf um Religion und dessen Überzeugung von Menschen, die alles dafür tun um Gottes Willen zu verbreiten, sticht “Meisterwerke” anderer Güteklassen aus. Leid, ist neben Religion der Schlüssel um an den Zuschauer heranzutreten. Nehmen wir den großartigen Andrew Garfield, der für emotionalen Stoff mittlerweile stärker empfänglich zu sein scheint, aber diesen auch wunderbar mit seinem Wesen vereint und darbietet. Wir bekommen ein Gefühl für seine Figur und spüren damit auch auf anderen Ebenen, die emotionale Tragweite von Silence. Um einen Kritiker zu zitieren, ist es packend zu verfolgen, “wie der Protagonist mit der Realität konfrontiert wird, dass die Abkehr vom Glauben die christlichste oder zumindest die humanste Handlung darstellt.” Die Schmerzgrenze kommt schleichend, aber dafür gewaltig. Heutzutage kämpfen Menschen nach wie vor, um ihre religiöse Überzeugung. Obwohl Jahrhunderte zwischen dem Hier und der tatsächlichen Handlung liegen, so sind die Probleme die selben. Rechtfertigung, Kampf und Liebe zu etwas oder jemanden. 160 Minuten Zeit, darüber nach zu denken.
Fazit: Ein Meisterwerk für den kleinen Mann mit großer Botschaft in umfangreichen Ausmaß, dass dennoch nicht auszureichen scheint. Grandios besetzt und mit ruhiger sowie emotionaler Verbundenheit aufgearbeitet.
Originaltitel: Silence Produktionsland/-jahr: US/TW/MX 2016 Laufzeit: 161 min Genre: Abenteuer, Drama, Historie Regie: Martin Scorsese Drehbuch: Martin Scorsese, Jay Cocks Musik: Rodrigo Prieto Kinostart: 2. März 2017 Home Entertainment: 7. September 2017 Verleih: Concorde Home Entertainment
(Quelle: Concorde Movie Lounge)
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