In der digitalisierten Gesellschaft der Zukunft spielen Liebe, Moral und Menschlichkeit nur noch untergeordnete Rollen. Alles ist auf Leistung, Anpassung und Effizienz ausgerichtet. Frei nach dem gleichnamigen Roman von Ödön von Horváth erzählt Regisseur Alain Gsponer in JUGEND OHNE GOTT die Geschichte einer Gruppe von Schülern, die als Hoffnungsträger der Leistungsgesellschaft an ihre Grenzen stoßen.

© Constantin Film
Inhalt
Zach (Jannis Niewöhner) macht sich widerwillig auf in das Hochleistungs-Camp der Abschlussklasse. Im Gegensatz zu seinen Kommilitonen hat er kein Interesse daran, auf die renommierte Rowald Universität zu kommen. Obwohl sie ihn nicht versteht, ist die ehrgeizige Nadesh (Alicia von Rittberg) von dem Einzelgänger fasziniert und versucht, ihm näherzukommen. Zach wiederum interessiert sich mehr für das geheimnisvolle Mädchen Ewa (Emilia Schüle), das im Wald lebt und sich mit Diebstählen über Wasser hält. Als Zachs Tagebuch verschwindet und ein Mord geschieht, scheint der fragile Zusammenhalt der jugendlichen Elite an sich selbst zu zerbrechen. Nur der vermeintlich moralisch integre Lehrer (Fahri Yardim) versucht zu helfen, aber dafür ist es schon zu spät…
Kritik
Ein Leben nach Plan, getrieben von Perfektion. Liebe, Moral und Menschlichkeit spielen keine Rolle mehr in unserer Gesellschaft. JUGEND OHNE GOTT ist ein dystopischer Fingerzeig, denn die gezeigte Zukunft ist näher als man denkt. In einer Welt in der Leistung die Anerkennung bringt, doch die Menschen nicht merken, wie sie zunehmend zerfallen. Der Verlust der menschlichen Züge, Mitgefühl oder auch Dinge zu hinterfragen, sind nicht präsent. Funktionieren geht über Studieren. Es hat beinah etwas Mechanisches, wie die Protagonisten agieren und reagieren. Ein Roboter, ein Schatten ihrer Selbst. Was hier nur in Ansätzen thematisiert wird, ist aber tatsächlich nicht all zu fern. Es werden überraschend viel Informationen und Botschaften verarbeitet und an den Zuschauer weitergeben. Ungewöhnliche Inszenierung spricht wenig für einen deutschen Film. Selten packt mich der Aha-Effekt, zuletzt bei Who Am I. Inhaltlich besonderes wertvoll und mit der wichtigen Portion Ernsthaftigkeit für Jugendliche, die immer mehr abdriften und keine Person im Leben haben, voran sie aufblicken können. Führungslos, nur dazu da, um abzuliefern, das alles und noch viel mehr ist Jugend ohne Gott. Düster aber mit viel Empathie für die exzellenten Darsteller, allen voran ein guter Jannis Niewöhner, schaffen trotz einer befremdlichen und doch zugleich vertrauten Umgebung, viele Berührungspunkte. Wenngleich die Darsteller viel zeit brauchen, um zu verstehen, wird uns als Zuschauer schnell klar, wo das Problem vergraben liegt.
Fazit: Größtes Manko sind die langatmigen Rückblenden, doch die frei nach dem Roman angesiedelte Geschichte ist voll gepackt mit ernstzunehmenden Botschaften an uns. Wie wir selbst dazu beitragen, uns zu verlieren und uns komplett unterordnen. Platz für Gefühle, Moral oder Menschlichkeit sind nicht vorhanden, stattdessen regiert der Leistungsdruck und die Perfektion. Ein erstaunlich guter deutscher Film, der definitiv ernstzunehmend ist und durchaus auch viel Stoff für den Unterricht bietet.
Originaltitel: Jugend ohne Gott Produktionsland/-jahr: DE 2017 Laufzeit: 109 min Genre: Krimi, Sci-Fi, Drama Regie: Alain Gsponer Drehbuch: Alex Buresch, Matthias Pacht Kamera: Frank Lamm Kinostart: 31. August 2017 Home Entertainment: 8. Februar 2018 Verleih: Constantin Film
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