Nach der erfolgreichen Komödie Der Vorname folgt die nächste Eskalationsstufe. Mit DER NACHNAME reizt Regisseur Sönke Wortmann das Thema Familie bis zum Letzten aus und schafft damit wieder eine Streit-Komödie, die kaum Neues erzählt, aber im Kern mega unterhaltsam ist.
.INHALT.
Es hätte ein harmonisches Familientreffen werden sollen. Doch kaum sind das Ehepaar Stephan (Christoph Maria Herbst) und Elisabeth (Caroline Peters) mit den frisch gebackenen Eltern Thomas (Florian David Fitz) und Anna (Janina Uhse) auf Lanzarote eingetroffen, brechen in der Familie Böttcher neue Konflikte auf. Nicht nur erkennen Thomas und Elisabeth ihr geliebtes Familiendomizil kaum wieder, viel schlimmer noch: Ihre Mutter Dorothea (Iris Berben) und Adoptivsohn René (Justus von Dohnányi) haben ihre Beziehung auf der kanarischen Insel in jeder Hinsicht vertieft und verkünden ihren Kinderwunsch! In diversen Allianzen wird heftig über komplizierte Erbfolgen, unmögliche Schwangerschaften und das moderne Verständnis von Familie gestritten – wobei die Sonne Spaniens, die Reize einer jungen Gärtnerin und die Wirkung von Haschkeksen die Situation immer weiter eskalieren lassen…
.KRITIK.
Deutsche Komödien haben es in Deutschland nicht immer so leicht. Meist ist dies auch gerechtfertigt, denn sie wirken so gewöhnlich und gewollt. Selten blitzen mal Perlen durch den Einheitsbrei und heben sich erfrischend ab von der Masse. Fack Ju Göhte oder Toni Erdmann hoben sich ab. Und 2018 schaffte es Sönke Wortmann mit der Adaption des französischen Films “Le Prénom” scharren von Zuschauer ins Kino zu locken. Filme zu adaptieren für den eigenen Markt ist ja nichts Ungewöhnliches. Selten bringen die aber den gewünschten Erfolg. Bei Wortmanns Interpretation von Der Vorname ist dies aber weitläufig gelungen.
Das kleine Kammerspiel lebte vor allem an der individuellen Klasse seines Casts. Ein Christoph Maria Herbst oder ein Florian David Fitz sind Charaktere, die wissen, wie man schauspielert. Ein Justus von Dohnányi oder auch eine charmante Caroline Peters haben das Ensemble hervorragend ergänzt. Mit Janina Uhse muss ich nach wie vor noch warm werden, aber sie wirkte für mich dennoch nicht deplatziert. Aber der Film war rund und kurzweilig. Und natürlich zieht dieser Erfolg ohne größere Überraschungen auch einen Nachfolger mit sich.
Sönke Wortmann inszeniert ebenfalls basierend auf der französischen Vorlage eine Fortsetzung, die im Grunde nichts Neues erzählt oder derart krasse Innovationen bietet. Aber der Reiz an der Geschichte und der Fakt, dass man diese Diskussionen durchaus auch in der realen Welt tagtäglich findet, schafft einen Authentizitismus, der eben wieder eine Erfolgsgeschichte schreibt. Zumal wir auch den alten Cast antreffen und wir uns ebenfalls daran erinnern, dass die erste Namensdiskussion schon eskaliert ist.
Durchaus empfiehlt es sich, den ersten Teil gesehen zu haben (allein aus Unterhaltungsgründen), aber die Fortsetzung bietet gleich zu Beginn eine kleine Zusammenfassung der Ereignisse, so dass wir uns auch losgelöst davon diesem Film hingeben können. Wortmann treibt auch die Grundsatzdiskussion über die Namensgebung weiter und setzt sich auch intensiv mit Familienthemen auseinander. So wird es vor allem hitzig im Bereich der komplizierten Erbfolgen und kontroversen Schwangerschaften, und gerade Spanien – unter der Sonne – aus Schauplatz zu wählen, unterstreicht diesen Ausbruch eines Vulkans an Emotionen.
DER NACHNAME ist eine Komödie, die vieles richtig macht und sich sogar weiterführend mit mehr Themen als der Findung eines Nachnamens beschäftigt. Damit hebt er sich in gewisser Weise von seinem Vorgänger ab. Dennoch bleibt der Film in seinem gewohnten Rahmen und Wortmann geht kaum ein Risiko ein. Solide inszeniert er seinen Film mit einem erstklassigen Ensemble und schraubt nur an wenigen Stellschrauben.
.FAZIT.
Er deutsche Komödien und den Vorgänger kennt, weiß, worauf er sich bei Der Nachname einlässt. Wortmann schuf eine unterhaltsame Komödie, der einige Aspekte von Der Vorname aufgreift und weitererzählt, sich aber durchaus auch als alleinstehendes Werk betrachten lässt. Der Cast ist sensationell und macht das, was er eben macht: schauspielern. Also wenig Neues, aber das Altbekannte solide umgesetzt.
Originaltitel | Der Nachname |
Produktionsland/-jahr | Deutschland 2022 |
Laufzeit | 87 min |
Genre | Komödie |
Regie | Sönke Wortmann |
Drehbuch | Claudius Pläging |
Kamera | Jo Heim |
Kino | 20. Oktober 2022 |
Home Entertainment | 23. März 2023 |
Verleih | Constantin Film |